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Die Osmanen
(Das Wappen des Osmanischen Reiches)
Die Überlieferungen über die Anfangszeit der Osmanen (Osmanli, Osmanisches Reich = Devlet-i Âliye, Osmanli Devleti) sind nur spärlich, wohl weil es sich um ein kleines unter vielen Fürstentümern handelte, die es nach der Zerschlagung des Seldschuken-Reiches in Kleinasien gab. Der Namensgeber Osman I. war zu Anfang des 14. Jahrhunderts der Herrscher über einen nomadischen Stamm, vom Stamm der Kayi bei Sögüt im nordwestlichen Anatolien, der turkmenischer Herkunft und islamischen Glaubens war. Um 1299 überbrachte Karabalaban Cavus die Unabhängigkeitsymbole (Ferman - schriftlicher Befehl des Sultans, Tug - Rossstandarte, Sancak - Flagge und eine Mehter-Takimi - Millitärkapelle) im Auftrag von dem Seldschukischen Sultan (türk. II. Giyaseddin Mesud). Dieses Jahr wird daher traditionell als das Gründungsjahr des Osmanischen Reiches angesehen. In den folgenden Jahren übernahmen die Osmanen immer mehr die militärische Übermacht in der islamischen Welt und stiegen zur letzten islamischen Welt- bzw. Großmacht auf. Das Osmanische Reich war von Beginn an ein vornehmlich militärisch geprägtes Staatswesen mit der Ausrichtung, das „Reich des Islam“ (Dar al-Islam) durch Eroberung im Dschihad von Territorien abweichenden Glaubens (Dar al-Harb) zu erweitern. Die gefallenen osmanischen Soldaten galten daher allgemein als Sehit. Eine friedliche Koexistenz war bis zum Tanzimat nur durch eine Hudna, die meist mit Tribut an die Osmanen verknüpft war, möglich. Die Ulama (türk. Ulema) spielten hierbei eine große Rolle: Die führenden Gelehrten der islamischen Jurisprudenz (fiqh) aus dem engeren Kreis der Ilmiye mit dem Obermufti oder „Scheichulislam“ (türk. Seyhülislâm) als obersten Sprecher dienten ihm als wichtige Ratgeber bei der Auslegung des islamischen Gesetzes, der Scharia (türk. Seriat). Im Namen der Scharia erlassene Verfügungen auf Grundlage der Rechtsgutachten (Fatwa, türk. Fetva) der Ulama – meist im Namen des Obermufti – waren unangreifbar und konsolidierten die Regentschaft des Sultans beträchtlich. Den osmanischen Beinamen „Gesetzgeber“ (Kanuni) erhielt Süleyman I., als er unter dem Obermufti Abu ssund Efendi Richtlinien erstellen ließ, wie die Scharia und das Prinzip des Al-amr bi'l ma'ruf wa n-nahy 'an al-munkar in die Praxis der staatlichen Realität umgesetzt werden soll. Im Osmanischen Reich setzte die Regierung für jede Provinz (Eyalet) einen Mufti ein. 1453 eroberten die Osmanen unter Mehmed dem Eroberer Konstantinopel. Selim I., unterwarf die Mamluken, eroberte Mekka, Medina und übernahm 1517 das Kalifat der Muslime, das osmanische Kalifat war das letzte anerkannte Kalifat.
Selim I., genannt Yavuz (Geboren am 10. Oktober 1470 in Amasya; Gestorben am 21. September 1520 bei Edirne) war 1512 bis 1520 Sultan des Osmanischen Reiches. Nach der osmanischen Geschichtsschreibung war Selim als erster osmanischer Sultan seit 1517 zugleich auch Kalif.
GeschichteAls strengläubiger Sunnit lag er mit dem schiitischen Persien unter Schah Ismail I. im Konflikt. Im folgenden Krieg besiegte Selim 1514 die Perser in der entscheidenden Schlacht von Tschaldiran (auch Çaldiran). Sie wurde wegen des heldenhaften Einsatzes der turkmenischen Kizilbasch als „Thermopylen Anatoliens“ zu einem Mythos. Selim nahm zusätzlich den Schah-Titel an und unterwarf kurz darauf auch das Zweistromland. Danach wandte er sich den in Ägypten herrschenden Mamelucken zu weil sie nicht wie vereinbart neutral geblieben sind, sondern die perser unterstützten. In einem groß angelegten Feldzug vertrieb er sie 1516 und 1517 zunächst aus Syrien und Palästina, um dann das mameluckische Heer vor Kairo zu schlagen und am 22. Januar 1517 die ägyptische Hauptstadt zu erobern. Damit war die Ära der Mamelucken beendet. Schnell brachte Selim den Rest Ägyptens unter seiner Kontrolle. Kurz darauf unterwarf sich nahezu die gesamte arabische Halbinsel seiner Herrschaft. Selim I. wurde dadurch Herrscher über die heiligen Stätten des Islam, Mekka und Medina. Er zog es aber vor sich als "Diener" Khadim ul-Haramayn der beiden Heilligen Städte zu bezeichen. Der letzte Kalif der Abbasiden-Dynastie soll ihm den Titel des Kalifen und die damit verbundenen Insignien wie das Schwert und den Umhang des Propheten in der Hagia Sofia übergeben haben. Seitdem waren die osmanischen Sultane aus späterer osmanischer Sicht zugleich auch die Kalifen. Nachdem nun ein Großteil der islamischen Welt unter osmanischer Oberhoheit stand, begann Selim, eine Expedition gegen Rhodos vorzubereiten. Er erkrankte aber und starb im neunten Jahr seiner Regentschaft. Selims militärische Erfolge beruhten auf einer Reform des osmanischen Heeres. So ließ er die Artillerie modernisieren, brach die Macht der Janitscharen und begann mit dem Aufbau einer eigenen Flotte. Mit seinen Reformen legte er den Grundstein für die osmanischen Erfolge gegen die europäischen Mächte in den folgenden Türkenkriegen. Als Selim Sultan geworden war, umfasste das Osmanische Reich eine Fläche von 2.375.000 Quadratkilometern. Acht Jahre später hatte das Osmanische Reich mit 6.557.000 Quadratkilometern die 2,8-fache Fläche.
Selim I. ist der Stifter der Sultan-Selim-Moschee in Istanbul, erlebte deren Fertigstellung 1522 aber nicht mehr.
PersönlichkeitSelim wird als frommer Moslem und als überaus ehrgeiziger Herrscher beschrieben. Seinen viermonatigen Feldzug gegen Persien soll er gegen den Rat seiner Minister begonnen und einige von ihnen wegen ihrer Opposition gegen seine Pläne hinrichten lassen haben. Es heißt, dass er die Eroberung Indiens in Erwägung gezogen und als erster die Idee des Sueskanals überdacht habe. Da die Sklaven einen Ohrring trugen, soll Selim auch einen Ohrring getragen haben, zum Zeichen, dass er ein Knecht Allahs und Sklave seines Volkes sei. Selim schrieb unter dem Dichternamen Selimî hauptsächlich auf Persisch Gedichte.
TitelAm Ende seines Lebens hatte Selim mehrere Titel:
Das Millet-System regelte im Osmanischen Reich zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert den Minderheitenstatus der Nichtmuslime und die Autonomie von Religionsgemeinschaften. Das System sicherte den im Reich lebenden Ahl al-kitab (Christen und Juden) bestimmte Rechte zu; im Gegenzug wurde den Angehörigen dieser Religionsgemeinschaften - den Dhimma - das Tragen von Waffen untersagt und sie wurden zur so genannten Dschizya herangezogen. Dafür waren sie von den muslimischen Steuern, der Zakat, der Sadaqa und ebenso von der Wehrpflicht befreit.
(Osmanische Soldaten mit dem Sancak-i Serif um 1915 - Die Flagge des Propheten)
(Eine osmanische Garnison in Jerusalem)
(Die Front in Palestina um 1916)
(Osmanische Kavallerie in Beerscheba)
(Feierliche Eröffnung des Bahnhofs in Beerscheba)
(Ein gemeinsames Gebet mit Arabern und Türken in Palestina) (Freiwillige melden sich für den Cihad - um ca. 1915)
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